Fremdfreuen
Großen Dank bin ich Bernd Stromberg schuldig. Wegen ihm hat der Begriff „fremdschämen“ neue Relevanz in der deutschen Sprache erhalten. Und das ist aktuell eines meiner Lieblingswörter. Gestern erlebte ich recht eindrücklich die Bedeutung des Wortes „fremdfreuen“.
Nach meinem letzten Seminar an der Uni watschelte ich zu Michi. Bei der wollten wir erstmal zu dritt frühstücken und dann durchstarten. Beim Tisch decken sagte Bene: „Ey, das war doch heute dein letztes Seminar! Das müssen wir feiern!“ Ralf: „Ich hab nix zum Anstossen dabei... Bin auch eher etwas.....“ Michi: „ Ich habe noch Sekt! Kleinen Moment...“ So gab es also ein fettes Sekt-Frühstück um 12:30 und zwei Menschen die sich weit mehr für mich freuten, als ich es zu dem Zeitpunkt konnte. Die Freude stellte sich recht zaghaft und erst nach und nach ein. Erstmal aus Dankbarkeit über so tolle Freunde. Und dann reifte irgendwie der Gedanke in mir, dass ich echt einen coolen Teilschritt erreicht habe. Es liegt natürlich noch einiges vor mir, aber der Melancholie über das entgleiten von etwas Bekanntem ist der kribbeligen Freude auf das Neue gewichen. Seit gestern Nachmittag ertappe ich mich bei Dingen die ich praktisch nicht von mir kenne. Ich träume mir meine Zukunft zusammen. Spinne phantastische (in beiden Bedeutungen) Ideen und schmunzele darüber, dass ich in manchen Situationen doch irrational sein kann. Mal gucken was wird, fühlt sich lustig an. Sowas mach ich sonst nicht. Die Hirnwindung „Visionär/Träumer“ ist bei mir wenig ausgereift (hypoplastisch). Aplastisch (nicht angelegt) ist sie anscheinend nicht.
Gestern hat noch was zur guten Stimmung beigetragen. Michi hat ihre Videokamera wiedergefunden! Sie wollte den gestrigen historischen Moment („kommt schließlich nicht alle Tage vor!“ O-Ton Michi) eigentlich nur per DigiCam festhalten. Und fand die Kamera. Dann haben wir uns halt beim Anstoßen und Unsinn machen gefilmt. Und beim Lernen, beim Schlafen während man Lernen wollte, Hasstiraden an unsere Dozenten verfassen und beim sich kringelig lachen über den Vorschlag „Kartoffelbrei als Beilage! Ist das jetzt Konsens?“.
Gute Nacht! Wir kommen voran.
P.s.: Hier noch die Fortsetzung von dem Ausschnitt oben: Teil 2 und 3